Hermann von Salza aus dem Film des MDR







Vortrag über Hermann von Salza (gekürzt)


Gehalten vor Teilnehmern einer Komtureifahrt nach Mitteldeutschland, am 13. Mai 2007 in Sangerhausen.

Ich bin mehr zufällig auf das Thema "Hermann von Salza" gekommen. In einem verregneten Urlaub an der Ostsee bekam ich einige Bücher über Ostpreußen zu lesen und fand dabei ein für mich völlig neues Bild über diesen Hochmeister des Deutschen Ordens. Das hat mich dann gereizt, mehr wissen zu wollen. Und so fand ich die Betätigung, mit der ich die mir damals bevorstehende Rentner-Langeweile bis heute vermeiden konnte. Zu meinen 65. Geburtstag schenkte ich mir die Biografie "Hermann von Salza" des Schlesiers Willy Cohn, dabei kam mir die Idee, eine Datenbank zu Leben und Zeit Hermann von Salzas zu erstellen. Daran arbeite ich heute noch intensiv, denn die Masse der Ereignisse um den Hochmeister ist enorm. Die Quintessenz aus dieser Datenbank fasse ich in den kleinen Beiträgen zum Leben Hermann von Salzas zusammen. 50 Artikel habe ich in den vergangenen 3 Jahren inzwischen geschrieben, 48 sind in unserer Heimatzeitung bisher veröffentlicht worden. Seit August 2006 stehen die veröffentlichten Beiträge auch auf meiner Homepage "hermann-von-salza.de"

Der Hochmeister des Deutschen Ordens war einer der bedeutendsten Thüringer und eine der hervorragendsten Persönlichkeiten des 13. Jahrhunderts. Im schon erwähnten Buch von Willy Cohn steht ein Zitat von Albert Ludwig Ewald aus dem Jahre 1872, das wie kein anderes den Deutschordensmeister charakterisiert: " Hermann von Salza, von der Gunst des Kaisers und dem Segen des Papstes getragen, war, solange er wirkte, des Deutschen Ordens Glück und Stern". Willy Cohns Biographie ist eine der tragenden Säulen meiner biographischen Betrachtung des Bruders Hermann, wie er in vielen Urkunden genannt wird. Es gesellten sich in den drei Jahren, in denen ich jetzt über das Leben des Langensalzaer Deutschordensmeisters schreibe, schon viele bekannte und weniger bekannte Publikationen dazu. Die Absicht war und wird es auch bleiben, so wie ich in meinem ersten Artikel aus Anlass seines 765. Todestages schrieb: "Es wird sich sicher lohnen in nächster Zeit noch etwas intensiver Hermann von Salza, einem der bedeutendsten Söhne unserer Stadt, der bestimmt auch zu den bedeutendsten Menschen seines Zeitalters gehört hat, etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Er sollte nicht nur über dem Rathausportal zu sehen sein, sondern auch unseren Mitbürgern, den Besuchern und Kurgästen unserer immer reizvoller werdenden Stadt mit seinem Leben und seinen Taten näher gebracht werden".

Hermann von Salza wurde im ersten Drittel der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts im Dorf Salzaha auf der Dryburg geboren. Genauer lässt es sich nicht sagen, wie es auch über seinen Geburtsort unterschiedliche Auffassungen gab. Ich glaube aber, dass die Indizien ausreichend sind, dass Hermann von Salza in meiner Heimatstadt Langensalza geboren worden ist. "Die Herren von Salza waren bereits im zwölften Jahrhundert nicht ohne Bedeutung, nicht ohne Macht und Reichtum gewesen." ( Zitat: Göschel) Und so wurde dem aufgeweckten Kind sicher jede Möglichkeit gegeben, sich zu entwickeln. Seine Erziehung erhielt er wohl am Hof der Landgrafen von Thüringen. Er war sicher auch sehr ehrgeizig und nutzte die Bildungsmöglichkeiten, die der Landgrafenhof bot. Da Hermann I. erst Landgraf von Thüringen wurde, als sein Bruder Ludwig der Fromme (III.) auf dem Heimweg vom Kreuzzug bei der Überfahrt nach Zypern starb, müssen beide Landgrafen ihren Anteil an der Erziehung Hermann von Salzas gehabt haben. Landgraf Hermann I. war ein leidenschaftlicher Architekt - Um 1190 wurde der Palas der Wartburg gebaut. Der Grundriss einer Anzahl Thüringer Städte gehen auf den Landgrafen zurück, darunter der Nachbarstadt von Salzaha, Thamsbrück.

Hermann von Salza hatte einen erheblichen Anteil an der Gestaltung einer ganzen Reihe von Burgen und Kirchen des Deutschen Ordens seiner Zeit gehabt. Die Anregungen und sein Wissen um bautechnische Dinge hat er sicher am Landgrafenhof erlangen können. Die Mutter der beiden Landgrafen, die Landgräfin Jutta, war die Schwester von Kaiser Friedrich Barbarossa. Um 1170 ließ sie die Runneburg bei Weißensee erbauen. Es gibt noch ein interessantes Detail aus dem Leben des Landgrafen Ludwig III., das für einige spätere Aufgaben Hermann von Salzas sicher eine Bedeutung gehabt hatte. Anfang 1186 heiratete Landgraf Ludwig III. die Witwe des Dänenkönigs Waldemar I. Er hatte sich aber wohl noch im gleichen Jahr auf Drängen des Kaisers wieder von ihr getrennt. Der damals etwa 16 jährige Sohn des Dänenkönigs war sicher mit seiner Mutter in Thüringen und damit auch unserem Hermann nicht unbekannt. Im Jahre 1223 beauftragte Kaiser Friedrich II. wohl auch deswegen den Hochmeister Hermann von Salza mit der Klärung der damals anstehenden Dänenfrage. Der Herzog von Schwerin hatte den König Waldemar II. von Dänemark gefangen genommen. Die landgräfliche Hofhaltung bewegte sich im Allgemeinen zwischen der Wartburg bzw. der Creutzburg und der Neuenburg bei Freyburg an der Unstrut. Der Weg führte dabei meist über Salzaha, so dass sicher immer der Kontakt zu seiner Familie bestand. Eisenach, Salzaha, Nägelstedt, durch das Unstruttal nach Vargula, Tennstedt, Gangloffsömmern, Weißensee mit der Runneburg als Rastort, Sömmerda, Kölleda und die Eckartsburg als weiterer Rastort waren die thüringische Orte die Hermann von Salza in seiner Jugend sicher öfter gesehen haben wird. Fortbewegt hat man sich hauptsächlich zu Pferde und so hat sich Hermann bei den Reisen zwischen den Besitzungen der Landgrafen ganz bestimmt zu einem ausgezeichneten Reiter ausbilden können. Und das konnte er als Ordensritter später gut gebrauchen. Im Museum der Neuenburg befindet sich im Original der Torso eines steinernen Spielzeugpferdes aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhundert. Aus der Zeit also, in der Hermann von Salza seine Lehrjahre auch auf der Neuenburg verbracht haben wird.

Hermann hatte zwei Brüder, die sicher älter als er waren. Ein Bruder war der bekannte Minnesänger Hugo von Salza. Der zweite Bruder hieß Günther, und soll nach der Schütz`schen Chronik von 1900 Stammvater der Oberlausitzer Linie gewesen sein. Hier dürften auch Ansätze für die spätere Preußenpolitik Hermanns zu finden sein, da Günther von Salza wohl zu den Thüringer Adligen gehört hat, die mit Herzog Heinrich von Schlesien nach Beendigung seines Exils in Altenburg in Thüringen Ende des 12. Jahrhunderts nach Polen gegangen sind. Heinrich von Schlesien war mit Konrad von Masowien verwandt und die Frau Herzog Heinrichs war die spätere Heilige Hedwig, eine Schwester der Gertrud von Andechs, der Mutter der Heiligen Elisabeth. ----

Ich hatte eben von Indizien für die Herkunft des Deutschordensmeisters gesprochen. Bei der Vorbereitung einer Stadtführung zu Hermann von Salza bin ich vor einigen Wochen auf einen mir bisher unbekannten Zusammenhang gestoßen, den ich hier kurz einfügen möchte. Seit dem 11. Jahrhundert stand in Salzaha, dem Geburtsort Hermanns, die Marien- oder Liebfrauen-Kirche. Sie war nach den Chroniken im Jahre 1070 von Ludwig dem Springer gestiftet worden. Im 17. Jahrhundert wurde die Kirche abgerissen. Aus den Steinen dieser Kirche entstand um 1733 an anderer Stelle eine Friedhofskirche. Über dem Grundstein der neuen Kirche wurde eine steinerne Marienfigur gesetzt. Diese Maria war eines der wenigen noch vorhandenen Originalstücke aus der ehemaligen Liebfrauen-Kirche. Diese Mariendarstellung aus dem 11. oder 12. Jahrhundert und damit aus Hermanns Jugendzeit ist vielen Bad Langensalzaern gar nicht bekannt. Bei genauerer Betrachtung der Maria mit Jesuskind fiel mir die Abbildung des Siegels Hermann von Salzas aus dem Jahre 1225 ein. Beim Vergleich beider Darstellungen der Maria ist eine ziemliche Ähnlichkeit zu entdecken. In dem Artikel, in dem ich unter der Überschrift "Die Maria der Niederhöfe" darüber geschrieben habe, heißt es: "Die Einwohner von Salzaha und auch die Herren von Salza werden diese Kirche aufgesucht haben, denn sie war bis Ende des 12. Jahrhunderts wohl die einzige Kirche des Dorfes. Und sie werden sehr häufig in ihrer Kirche vor der Mutter Maria gebetet haben". Der Deutschordensmeister war im Sommer 1224 in Thüringen und sicher auch in seinem Heimatort. Dabei könnte er durchaus die Anregung für die Darstellung der Maria auf seinem Siegel bekommen haben. Die Urkunde vom November 1225 ist wohl die erste persönliche Urkunde Hermann von Salzas und befindet sich im Staatsarchiv des Kantons Bern. Es geht bei dieser Urkunde um eine sehr umfangreiche Schenkung des Luitolf von Sunniswald an den Deutschen Orden.

Zum besseren Verständnis seiner Entwicklung muss ich jedoch nochmal einige Jahre zurück gehen. "Akkon lag auf einer kleinen Halbinsel, die südwärts in den Golf von Haifa hineinragte. Es war nach Süden und Westen hin durch das Meer und eine starke Deichmauer geschützt. Eine eingestürzte Mole verlief in südöstlicher Richtung zu einem Felsen, der von einer kleinen Festung, genannt " der Turm der Fliegen", gekrönt war. Hinter der Mole lag ein Hafen, der gegen alle Winde, außer denen, die von der Küste her wehten, Schutz bot. ... Akkon war unter den fränkischen Königen die reichste Stadt des Königreichs und ihr Lieblingsaufenthalt gewesen. - König Guido von Jerusalem wollte im August 1189 Akkon zurückerobern und wartete auf Verstärkung durch die Kreuzritter, die mit Kaiser Barbarossa ins Heilige Land aufgebrochen waren. - Anfang September 1189 begannen Verstärkungen aus dem Westen einzutreffen. ... Noch vor Monatsende langte eine Gesellschaft von Deutschen an, und zwar unter dem Markgrafen Ludwig von Thüringen (damit ist sicher Landgraf Ludwig III. gemeint), der es vorgezogen hatte, statt den Kaiser zu begleiten, mit seinen Gefolgsleuten auf dem Seeweg zu reisen". So steht es in "Geschichte der Kreuzzüge" von Steven Runciman - - . Unter den Gefolgsleuten des Landgrafen Ludwig befanden sich sein Bruder Hermann und eine Anzahl thüringischer Adliger, die dem Kreuzzugsaufruf des Kaisers Friedrich I. (Barbarossa) gefolgt waren. Auch Hermann von Salza wird zu den Gefolgsleuten des Landgrafen gehört haben und hatte damit auch Kontakt zum Feldspital, das im September 1189 von Bremer und Lübecker Kaufleuten in der Nähe des St.-Nikolaus-Friedhofes vor den Toren der Stadt Akkon gegründet worden war. Kaiser Barbarossa war auf diesem Kreuzzug ertrunken und Landgraf Ludwig III. starb wie bereits erwähnt, bei der Rückfahrt auf See. Ob damals Hermann von Salza Landgraf Hermann nach Thüringen zurück begleitet hat oder erst mit dem österreichischen Herzog Leopold nach Europa zurückkehrte ist nicht sicher. 1196 hat er aber ganz sicher Landgraf Hermann auf seinen Reisen nach Italien und Palästina begleitet. Damit war er wohl auch zusammen mit dem Landgrafen Hermann bei der offiziellen Gründung des Deutschen Ordens am 3. März 1198 in Akkon anwesend. Hermann von Salza wird dann in Akkon geblieben sein und erst 1206 nach Deutschland zurückgekehrt sein. Es gibt von ihm erst aus dem Jahre 1206 wieder einen urkundlichen Hinweis. Diesmal aus Thüringen. Hermann ist zusammen mit Heinrich von Tonna genannt Bart, Zeuge auf einer Urkunde des Landgrafen Hermann I. aus Thamsbrück, einem der Thüringer Dingstühle. Dieser Heinrich von Tunna war von 1208 bis 1210 der Vorgänger Hermanns im Amt des Hochmeisters. Er soll aus Burgtonna bei Bad Langensalza stammen. Hier ist sicher noch einiges genauer zu ermitteln. Ende 1207 oder Anfang 1208 ist Hermann von Salza wohl mit Heinrich von Tonna nach Palästina gezogen. Dabei hatten sie Gesellschaft durch Otto von Bodenlauben aus Bad Kissingen, einem Minnesänger und teilweise in Palästina lebenden Ritter. Er war übrigens der Neffe von Gertrud von Meran, der ungarischen Königin. Es ist vorstellbar, dass man dabei auch dem ungarischen Königshause einen Besuch abgestattet hat. Im Juli 1207 war die spätere Landgräfin Elisabeth von Thüringen geboren worden. Auch hier gibt es später eine Reihe von Ereignissen, die wohl auf diese Verbindungen zurückzuführen sein werden.

Um Ihnen die damaligen Verhältnisse etwas genauer darzustellen, möchte ich wieder aus meiner Niederschrift zitieren: "In das Jahr 1208 fiel ein für Deutschland folgenschweres Ereignis. Am 21. Juni wurde König Philipp von Schwaben in Bamberg ermordet. Damit war der Thronstreit mit Otto IV. fürs Erste beendet. Papst Innozenz III. sah sich jetzt wieder in der Lage dem Deutschen Orden Privilegien auszustellen und bestätigte die erworbenen Besitzungen. Im Oktober 1208 erhielt der Orden eine großzügige Schenkung von Otto von Botenlauben aus Anlass seiner Hochzeit mit der Witwe des Senneschalls von Jerusalem. 1209 schenkte König Leo von Armenien dem Orden Burgen in Kilikien. Auch König Otto IV. schenkte während seines Umrittes durch die Gebiete Deutschlands, die ihm bis zum Todes seines Konkurrenten Philipp von Schwaben im Vorjahre verschlossen geblieben waren, dem Deutschen Orden die Kirche des vor Nürnberg gelegenen Königshofes. Am 27. Juni 1209 bestätigte Papst Innozenz III. dem Deutschen Orden in einer Bulle die Besitzungen auf Zypern und in Rom wurde Otto IV. am 4. Oktober 1209 zum Kaiser gekrönt. Die deutschen Ordensritter gingen in Akkon ihren gewohnten Tätigkeiten nach. Der bestehende Waffenstillstand hatte zu einer gewissen Ruhe im Heiligen Land geführt und so widmete man sich vor allem der Pflege kranker Pilger. Das wichtigste Thema in Akkon war jedoch, wer wird neuer König von Jerusalem. Ohne König waren die anstehenden Verhandlungen wegen der Verlängerung des Waffenstillstandes gefährdet. Die jetzt neunzehnjährige Thronfolgerin Maria brauchte also unbedingt einen Bräutigam. Im Frühjahr 1210 hatte man ihn endlich gefunden. Es war der sechzigjährige Ritter Johann Brienne aus der Champagne. Und der war auf dem Weg nach Akkon. Aber bereits vor seiner Ankunft musste der Kronrat zusammentreten um mit den Unterhändlern des Sultans el-Adil zu verhandeln." Der schon zitierte Steven Runciman schildert in seinem Buch die Ereignisse dieser Tage: "Im Juli lief der Waffenstillstand mit el-Adil ab, und der Sultan schickte Unterhändler nach Akkon, um eine Erneuerung vorzuschlagen. Johann von Ibelin führte den Vorsitz über einen Kronrat, auf welchem er vorschlug, das Angebot anzunehmen; und der Großmeister der Hospitaliter Gue`rin von Montaigu und der Großmeister des Deutschen Ritterordens Hermann Bardt [wohl richtiger Heinrich von Tunna genannt Bart] unterstützten ihn. Aber der Großmeister der Tempelritter, Philipp von Le Plessiez, bewog die Bischöfe dazu, auf der Ablehnung des Vorschlages zu bestehen". Die Tempelritter hofften, dass der neue König den Vorschlag ebenfalls ablehnen würde, und der war ja noch nicht in Akkon eingetroffen".

Nach der Allgemeinen Deutschen Biographie starb im Juli 1210, also während diese Waffenstillstandsverhandlungen liefen, ganz plötzlich Heinrich von Tunna und der Deutsche Orden war plötzlich ohne Führung und das in einer für den Orden und das Königreich Jerusalem so kritischen Zeit. Johann Christoph Olearius schreibt 1704 in seinem Buch "Allerhand denkwürdige Thüringische Historie und Chronicken": "1210 - Als man nun schrieb ein M. zwei C. und noch ein X. mich recht versteh/ Da ist ein Herr von Saltza eben/ dem man den Namen Hermannus geben/ Mit Preiß und Ehren erwehlet worden zum Hoch=Meister übern deutschen Orden/ da er bei dreißig Jahren sich gehalten hat gantz ritterlich." Ich fand diese Formulierung ganz interessant, vor allem wegen der Jahreszahl 1210. Auch unter einem Holzstich des Hochmeisters Hermann von Salza, der im Rittersaal des Deutschherrenhofes in Rachtig an der Mosel hängt, das Original liegt wohl in Koblenz, kann man lesen: "Hermann von Salza aus thüringischem Adelsgeschlechte wird im Jahre 1210 unter dem Papste Innozenz III. und dem Kaiser Otto IV. als allseits hochgeachteter Mann … Hochmeister." Ich habe das bewusst etwas ausgebreitet, da meist das doch wohl falsche Datum vom Denkmal auf der Marienburg ~ 1209 ~ in vielen Veröffentlichungen, auch des Deutschen Ordens, steht. Aber auch Beda Dudik und Marian Tumler geben in ihren Veröffentlichungen über den Deutschen Orden das Jahr 1210 als Beginn der Hochmeistertätigkeit Hermann von Salzas an.

Sein Wirken und sein weiterer Weg als Hochmeister werden den Meisten sicher bekannt sein. Deshalb will ich nur noch einige Stationen erwähnen. Bereit ein Jahr nach dem er zum Hochmeister gewählt wurde, war er im Auftrag des Kaisers Otto in Kleinasien unterwegs. Zusammen mit dem Hildesheimer Domherren Wilbrand von Oldenburg und einer österreichischen Delegation bereiste Hermann von Salza 1211 bis 1212 den Libanon, Syrien, Kleinarmenien und Zypern. Im "Itinerarium des Wilbrand von Oldenburg" wird diese Reise sehr ausführlich beschrieben. Es würde den Rahmen dieses Vortrags sprengen ausführlicher auf diese Reise einzugehen. Einen Aspekt möchte ich nur erwähnen. Nach den Chroniken soll Salzaha, der Geburtsort Hermann von Salzas von Kaiser Otto IV. im Juli 1212 das Stadtrecht verliehen bekommen haben, obwohl er in diesem Jahr viele landgräfliche Städte in Thüringen geschliffen hatte. Seitdem ich von der Reise Hermanns im Auftrage des Kaisers wusste, war mir ziemlich klar, dass zwischen beiden Ereignissen ein Zusammenhang bestehen musste. Nachdem bereits am 20 Mai 1206 Philipp von Schwaben alle Besitzungen des Deutschen Ordens sowohl in Jerusalem als auch im römischen Reich in seinen besonderen Schutz genommen hatte, nahm auch Kaiser Otto IV. am 15. Mai 1212 zu Ehren Gottes und der Jungfrau Maria sowie zu seinem und seiner Eltern Seelenheil alle Liegenschaften und Besitzungen des Hospitals des Deutschordens wo diese auch im Kaiserreich gelegen sind, in seinen vollsten Schutz. Und der Ort Salzaha gehörte ja zu einem Teil noch dem Hochmeister dieses Ordens. Welche Wertschätzung Hermann von Salza damals bereits hatte, wurde von Wilbrand von Oldenburg in seinem Itinerarium sehr anschaulich dargestellt. In der Zeitschrift "Oriens Christianus" von 2001 hat Peter Halfter in seinem Artikel über das Itinerarium des Wilbrand von Oldenburg dieses Ereignis beschrieben: "Ein besonderes Glanzlicht bei der Darstellung armenischen Brauchtums ist ihm (Wilbrand) mit der Schilderung der großen Prozession am Epiphaniastag in Sis[, der damaligen Hauptstadt Kilikiens,] gelungen. [König] Leon persönlich führte hoch zu Roß die Prozession an, flankiert von Hermann von Salza und dem Johanniterkastellan von Saleph, gefolgt von tausend Ordensrittern." Man muss dazu noch sagen, dass Hermann von Salza bei allen seinen Aktivitäten immer zuerst die Belange des Ordens gesehen hat. Er hat seine Kontakte zu den geistlichen und weltlichen Würdenträgern seiner Zeit in großem Maße dazu genutzt, die Bedeutung des Deutschen Orden immer stärker werden zu lassen. Und viele dieser Würdenträger waren als Kreuzfahrer oder Pilger in Akkon Gäste "der Brüder vom Hospital der Deutschen in Jerusalem, das der heiligen Maria geweiht ist". In den 19 Jahren von 1190 bis 1209 sind etwa 17 Schenkungen an den Orden nachgewiesen. Von 1210 bis 1216, dem Beginn der engen Verbindung Hermanns zu Friedrich II., sind in diesen nur 6 Jahren ebenfalls mindestens 17 Schenkungen urkundlich gemacht worden.

Hermann von Salza hat es in seinem über siebzigjährigen Leben mit zwei Kaisern und drei Päpsten zu tun gehabt. So schreibt Willy Cohn am Schluss der Biographie des Hochmeisters: "Sein hohes Ideal war der Gottesstaat auf Erden, der nur zu verwirklichen war, wenn die beiden großen Mächte der abendländischen Christenheit einig waren. Dieser Aufgabe hat die wesentlichste Kraft seines Lebens gehört. … Unablässig ist er in einem für seine Zeit unerhörten Tempo gereist, keine Schonung hat er sich auferlegt. Die Tragik seines Lebens bleibt, das er den Ausbruch des Streites wohl aufschieben, den tödlichen Kampf aber nicht vermeiden konnte. … Vielleicht hat Hermann von Salza sich einer Entwicklung entgegenwerfen wollen, die nicht aufzuhalten war, jedenfalls war er selbst bis zum letzten Atemzug von dem Gedanken durchdrungen, dass sein Weg der richtige war. Und so wird er trotz aller Erfolge, die sein Orden errungen hat, nicht nur als der Begründer des Deutschordensstaates, sondern vor allem als der Mann des Friedens und der Versöhnung zwischen weltlichem und geistlichem Schwert in der Geschichte fortleben."

Deshalb glaube ich, dass es notwendig ist, unseren Mitmenschen die Bedeutung Hermann von Salzas auch in unserer Zeit zu vermitteln, denn ein Mann, der von sich in einem Brief sagt: "Ich aber, als ein Mann, der die Ehre der Kirche und des Reiches liebt und nach beider Erhöhung strebt, …" muss ein friedliebender und den Ausgleich suchender Mensch gewesen sein. Wir alle können nicht besser unseren Mitmenschen die unbestrittene Bedeutung des Deutschen Ordens für die christliche Gemeinschaft vermitteln, als durch das Erinnern an die Leistungen der Gründer dieser Bruderschaft. Dabei sollte auch immer der humanitäre, soziale und friedliche, wenn auch wehrhafte Grundgedanke seiner Gründung im Vordergrund stehen.


Dieter Deubner

Bad Langensalza 13. Mai 2007




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